Die Autofahrt dauert leider sehr lange, so dass wir erst gegen 14:30 das Dorf erreichten. Doch auch die Fahrt war schon sehr interessant. Am Straßenrand sieht man nämlich allerlei Getier, wie riesige Paviane, bunte Vögel und Warzenschweine.
In dem Teil des Dorfes wo man zuerst ankommt, der direkt an der Straße liegt, denkt man zuerst, man sei auf einer Müllkippe gelandet, da alles voll Dosen, Flaschen und überhaupt irgendwelchem Müll lag. Dazwischen standen Wellblechhütten, es liefen Kühe, Ziegen und Hühner herum. Dort waren wir in einer kleinen Bar und haben auch den Laden angeschaut. Es gibt wirklich nur die Basics wie bsp. Zucker, Seife, Cola zu kaufen. Keine Luxusartikel wie Dosenobst, Müsli oder Shampoo. Dafür hat man sowieso kein Geld oder keine Verwendung. Dort an der Straße ist auch die einzige Ecke mit Strom und eine der wenigen mit fließend Wasser sowie die Schule für die Gegend. Manche der Kinder laufen täglich eine Stunde hin und eine Stunde zurück, teilweise barfuss durch sandigen Boden. Auch für das Aufladen des Handys muss man so weit laufen oder Geld bezahlen und hoffen, dass man mitgenommen wird.
Mit einem Auto mit Allradantrieb sind wir dann die letzten sehr unsanften 20 Minuten ins Dorf gefahren. Dort wurde gerade der Esel ins Dorf geschafft und Mittagessen gekocht. An diesem Tag haben wir noch unser Bett aufgebaut, mit den Kindern gespielt, am Lagerfeuer gesessen und uns eingewöhnt (schlafen unter dem Sternenhimmel und das Buschklo sowie die Busch-Waschschüssel waren übrigens inklusive!)
Nach dem Frühstück am nächsten Tag sind wir auf den Eseln zur Wasserstelle geritten. Dort haben wir ganz viel Wasser aus dem Brunnen geholt um die Esel und Ziegen zu tränken und Wasser auf den Eseln mit ins Dorf zu nehmen. Diese Aktion hat mir eine große Blase und einen Sonnenstich eingehandelt, ich scheine also nicht so richtig abgehärtet zu sein für das Buschleben. Nach dem Mittagessen, einem traditionellen Essen (Springbock mit Gemüse in einer ganz leckeren Sauce in der einen Schüssel und eine Art formbarer Getreidebrei, welcher zu Kugeln geformt und dann in die Schüssel mit Fleisch und Sauce getaucht wurde - alle essen aus den gleichen Gefäßen und mit den Fingern versteht sich), haben wir einen Mittagsschlaf gemacht (denn selbst die ganz kleinen Kinder sind bis spät in die Nacht mit wach) und uns dann chic mit traditioneller Kleidung (bunte Röcke, Ketten und Kopftücher) angezogen und sind zum Sammelplatz gelaufen. Dort waren alle ganz herzlich. Auf der Autofahrt hatten wir ein paar Worte Oshivambo gelernt, die wir nun an allen ausprobieren konnten:
- Wa uhala po meme? (1)
- eee (2)
- Nawa (1)
- eee (2)
und das gleiche noch einmal anders herum.
Und obwohl die Leute dort alle selbst sehr wenig Geld haben, wollten sie uns doch immer alle beschenken. So kam es, dass wir an diesem Abend auf dem Sammelplatz ca. 6 Colaflaschen austranken. Später am Abend kamen Vertreter der Swapo (South West Africa People Organization), der führenden Partei Namibias, die sich aus Unabhängigkeitskämpfern zusammensetzt hat. Das war echt ein Erlebnis. Die Leute haben gejubelt, getanzt, gesungen.... aber irgendwie schien es, als ob sie, aufgrund der Geschichte, der Partei einfach blind hinterhier liefen ohne nachzufragen, ob die aktuelle Politik auch so toll ist. Tanzend und singend ging es anschließend mit der gesamten Truppe im stockfinstern (wobei sich jedoch Dornenbüsche und Kuhhäufen netterweise leicht dunkel vom Boden abheben) wieder ins Homestead von Julias Familie. Obwohl wir uns leicht verspätet hatten (es war schon nach 22.00) fing der Abend gerade erst an. Es wurde eine Ziege geschlachtet (als Ehrengäste „durften“ wir natürlich zuschauen) und sehr lecker gegrillt. Dazu tranken die Einheimischen selbst gebrautes Bier, es wurde wieder gesungen und getanzt, sehr gemütlich.
Fotos gibts natürlich auch jede Menge (die werden allerdings noch einmal aktualisiert, da wir manchmal nur mit einer Kamera unterwegs waren und uns auch gegenseitig fotographiert haben, somit sind hier bisher nur die Fotos meiner Kamera):
Sonntagmorgen sollten wir eigentlich ganz früh aufstehen, da um 9 schon die Kirche losgehen sollte und wir um 12 auch schon zurück reisen wollten. Jedoch sind wir um 9 gerade mal aufgestanden und bekamen als Begründung gesagt, dass der Priester noch nicht mit seinem Auto am Dorf vorbei gefahren sei, wir also auch noch lange nicht aufbrechen müssen. Doch während unseres Frühstücks kam der Pfarrer dann, so dass wir uns auch auf dem Weg machen wollten. Julia hatte für Ihre Familie eine Karre schweißen lassen, die sich vor den Esel spannen lässt. Leider hatte sich ein Nachbar am Abend vorher das Geschirr für die Esel ausgeliehen als niemand zu Hause war. So wurde also mit sehr kurzfristig improvisierter Halterung losgefahren, was sich allerdings nicht als sehr stabil erwies, so dass wir nach ca. einer halben Stunde aufgegeben haben und uns wieder auf die Esel schwangen um ca. 20 Minuten in brennender Hitze in die Kirche zu reiten. Dort angekommen war schon die Hälfte vorüber. Es war ein angolascher Priester zu Gast, der von der oberen Kirche gesandt worden war. Dieser Kam in einem dicken Jeep vorgefahren und sprach trotz seiner 4 Jahre Namibia-Erfahrung kein Oshivambo und nur sehr schlecht Englisch. Eigentlich wurde uns vorher gesagt, dass man bei weißem Besuch schon etwas mehr Geld in der Kollekte erwarte als sonst, aber als wir diesen Priester sahen, kamen es uns schon so vor, als ob diese Kirche die Leute verarscht. Die Kirche selbst hatte ein Wellblechdach, die Bänke bestanden aus rohen Ästen von Bäumen, das Gebäude hatte nur eine Wellblechwand, an der als einziges kirchliches Symbol ein Kreuz mit einer Jesusfigur hing. Das heißt, die Leute haben mit viel liebe und null Geld alles aufgebaut, während dass scheinbar doch vorhandene Geld völlig sinnfrei an anderen Stellen verprasst wird. Da haben wir beschlossen, kein Geld zu geben, dass die Kirchenverwaltung noch mehr Geld bekommt. Statt dessen haben wir alles dem Kinderchor gespendet. Es gibt dort ein Mädchen (ca. 15), die sich immer mit den Kindern im Busch trifft und mit ihnen Lieder einübt, die sie dann in der Kirche vortragen. Die Kinder sammeln das Geld, um sich einheitliche Chorkleidung zu kaufen. Um das zu verstehen muss man wissen, dass die meisten Kinder auf dem Dorf nur 2 Paar Kleidung besitzen. Einmal Schuluniform, die auch in die Kirche angezogen wird, und einmal meist ziemlich kaputte Alltagskleidung, die einmal in der Woche in Brunnenwasser gewaschen wird.
Nach dem Rückweg auf des Esels Rücken gab es wiederum leckere Ziege (diesmal wieder traditionell mit Gemüse und diesen Teigbällchen zum darin eintauchen). Nachmittags lernten wir, wie diese Teigbällchen hergestellt werden. Wir sahen das Feld, lernten wie geerntet wird und haben selbst Mehl gemahlen. Auch das Flechten von Körben haben wir noch gelernt. In diesem Zusammenhang konnte ich meine neuseeländischen Flax-Flower-Kenntnisse gut an den Mann bringen. Gegen 5 war dann der große Abschied und der lange Rückweg wartete auf uns.
FrankaMo - 23. Sep, 21:21